In der Corona-Krise ist alles anders. Auch für die Sparkasse Essen gilt seit Wochen, einerseits den Schutz von rund 1.300 Mitarbeiter*innen zu gewährleisten und gleichzeitig kritische Arbeitsprozesse aufrechtzuerhalten, um für die Privat- und Geschäftskunden da zu sein.
RRM: Herr Schiffer, wie haben Sie die Sparkasse für diese besonderen Zeiten aufgestellt?
Helmut Schiffer: Wir waren während des gesamten Lockdowns für unsere Kunden erreichbar und hatten 35 Filialen über das Stadtgebiet verteilt geöffnet, nur 13 waren geschlossen. Die Betreuung war dennoch gewährleistet, da wir unsere mediale Zentrale auf 40 Mitarbeiter*innen verstärkt und auf vier Standorte verteilt haben. Beratungen führen unsere Spezialisten auch jetzt noch häufig im Homeoffice durch, um sie vor möglicher Ansteckung zu schützen. Gerade in Zeiten, in denen das Beratungsaufkommen deutlich erhöht ist, ist die sichere Bereitstellung von Kompetenz unabdingbar.
RRM: Wie reagieren die Privatkunden auf die Situation?
Helmut Schiffer: Wir machen sehr positive Erfahrungen. Einige, überwiegend ältere Kunden schätzen unseren Bargeld-Bringservice, was uns sogar ein großes Lob des Seniorenbeirats der Stadt eingebracht hat. Und wir stellen fest, dass der Trend zum bargeldlosen Bezahlen enorm gestiegen ist. Eigene Zahlen können wir nicht belastbar anführen, aber bundesweit stieg das kontaktlose Bezahlen auf einen Wert von rund 57 Prozent. In dieser Größenordnung sehen wir uns auch in etwa. Dass wir digital leistungsfähig sind, bescheinigt uns auch die Sparkassen-App, die von der Stiftung Warentest zum Textsieger gekürt wurde. Unsere Kontomodelle können je nach verändertem Kundenverhalten angepasst werden. Im Trend liegen ganz klar Flatrates.
RRM: Wie geht es Ihren Firmenkunden?
Helmut Schiffer: Je nach Branche sind sie unterschiedlich betroffen. Es geht ja täglich durch die Presse, dass insbesondere die Gastronomie und Hotellerie, das Event- und Messegeschäft aber auch exportorientierte Unternehmen neben vielen weiteren schwer betroffen sind. Der Zuschuss für Kleinbetriebe als Ersthilfe hat sehr gut funktioniert. Wir verzeichneten rund 7.000 Zuschüsse im Gesamtwert von rund 70. Mio. Euro. Für die Bearbeitung von KfW-Sofortkrediten haben wir die „Taskforce Kredit“ ins Leben gerufen sowie über die Verbände Lösungen entwickelt, die zur schnelleren Abwicklung bei der KfW führen. Derzeit haben wir rund 500 KfW-Kreditanträge in der Prüfung bzw. Auszahlung.
„Gerade in Zeiten, in denen das Beratungsaufkommen deutlich erhöht ist, ist die sichere Bereitstellung von Kompetenz unabdingbar.“ – Helmut Schiffer, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Essen.
RRM: Welche weiteren Maßnahmen haben Sie ergriffen, um Ihre Kunden finanziell gut durch die Krise zu bringen?
Helmut Schiffer: Die Sparkasse Essen stundet den in der Corona-Pandemie betroffenen Privat- und Gewerbekunden die fälligen Kredittilgungen für bis zu neun Monate. Es wird in den kommenden Monaten teils erhebliche Corona-bedingte Einnahmeverluste und damit verbunden finanzielle Engpässe geben. Hier möchten wir gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen finden. Wir leben mit und von unseren Kunden vor Ort und sehen uns daher in der Verantwortung. Die Voraussetzungen und Modalitäten für eine Stundung können einfach nachvollzogen und mit dem Bankberater erörtert werden. Mit diesem privaten Zahlungsmoratorium geht die Sparkasse Essen zeitlich deutlich über die schon bestehende gesetzliche Regelung hinaus, die im Übrigen auch nur für betroffene Verbraucher gilt.
RRM: Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre weiteren Geschäftsfelder aus?
Helmut Schiffer: Das Immobiliengeschäft entwickelt sich geradlinig. Immobilien sind nach wie vor gefragt, einzig die Bauprojekte verzögern sich leicht, etwa durch längere Bearbeitungszeiten bei Behörden. Im Bereich Anlagen und Wertpapiere verfolgen wir nach wie vor eine sichere Strategie für unsere Kunden. Dieser Bereich basiert sehr auf Vertrauen und eine Beratung kann nur individuell erfolgen.
RRM: Wie hilft die Sparkasse dabei, die Schäden des gesellschaftlichen Lebens abzumildern?
Helmut Schiffer: Wir haben beispielsweise die Inititative „Gemeinsam da durch“ ins Leben gerufen. Jeder kann mit dem Kauf von Gutscheinen seinen Friseur, das Lieblingskino oder -Restaurant und viele andere unterstützen. Die Gutscheine im Wert von 10 bis 100 Euro kommen zu hundert Prozent beim Anbieter an. Teilnehmende Händler, die sich über diese zusätzliche Liquidität in schweren Zeiten freuen, sind auf unserer Homepage veröffentlicht. Auch unsere Initiative „Gut für Essen“ bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Unterstützung diverser Projekte.
Weitere Informationen unter www.sparkasse-essen.de.
Beitrag: Karin Freislederer
Foto: Sven Lorenz