„The Dancing Public“ kommt in die ehemalige Waschkaue auf Zollverein in Essen
Die dänische Choreographin Mette Ingvartsen gehört zu den gefragtesten Künstler:innen der Gegenwart. Kein Wunder, denn ihre Werke treffen brisante Fragen unserer Zeit: Was bedeutet Körperlichkeit und wie politisch ist der bewegte Körper? In ihrer gefeierten Serie der „Red Pieces“ beschäftigte sich Ingvartsen mit dem widersprüchlichen Spannungsfeld und der Historie des Begehrens zwischen Erotik, pornographischer Gender-Imagination und komplexer Sexualität.
Ansteckende Bewegungslust
In ihrer jüngsten Produktion „The Dancing Public“, die bei PACT Zollverein ihre Uraufführung feiert, nimmt die Künstlerin sich nun erneut eines historischen Phänomens an: als „Tanzwut“ bezeichneten Chronist:innen plötzliche Bewegungs- und Tanzausbrüche von Menschengruppen im öffentlichen Raum. Unvermittelt verfielen Menschen geradezu ekstatisch in unkontrolliert zuckende Bewegungen. Die Beschreibungen dieser Tanzwut vom Mittelalter bis in die Neuzeit ließen Beobachter:innen ratlos zurück: die Rede ist von Hexerei, Hysterie und Besessenheit, bis hin zu modernen neurologisch begründeten Krankheitsbildern. Verwunderlich bleibt allein, wie ansteckend die Bewegungslust war und ist: stets traf sie nicht nur eine einzelne Person, sondern eine Menschenmasse. In ihrem Solo widmet sich Ingvartsen der verführerischen Kraft der Tanzekstase im Zeitalter der Pandemie. Mit einer intensiven Mischung aus unaufhaltsamen Bewegungen, unablässiger Musik und rasanten Rhythmen aus Worten und Gesängen begibt sich Mette Ingvartsen in einen Tanzrausch, der das Publikum ansteckt: Spüren wir nicht auch die Sehnsucht nach unkontrolliertem Tanz? Oder, wie Ingvartsen selbst formuliert: Sind wir bereit, wieder high vom Leben zu sein?
Termin:
24. und 25.9.2021, jeweils 20 Uhr Uraufführung
Mette Ingvartsen
„The Dancing Public”