Die Kunst soll eine neue Brücke zwischen Neuss am Rhein und Rijeka, der Kulturhauptstadt 2020 an der kroatischen Adria, schlagen. Dafür haben die Künstlerinnen Melanie Richter und Stefanie Minzenmay mit Klaus Richter, Leiter des Kulturforums Alte Post in Neuss, das Ausstellungsprojekt „Stadt und Transformation“ mit kroatischen Kollegen auf die Beine gestellt. Selbst in Pandemiezeiten tauschen sich die insgesamt sieben Künstler rege aus. Im Interview erklärt Malerin Melanie Richter die Hintergründe.
Welche Verbindung besteht zwischen Neuss und Rijeka?
Richter: Sie sind jetzt seit 30 Jahren Partnerstädte – beides Handelsorte mit wechselvoller Geschichte und Häfen, die am Fluss oder am Meer liegen. Im Vorfeld des Jubiläumsjahrs hatte der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer die Idee, den kulturellen Austausch zu fördern. Die Fotografin Stefanie Minzenmay und ich wurden gefragt, ob wir uns darum kümmern. Wir waren bei einer Bürgerreise von Neuss nach Rijeka dabei und haben Kontakte geknüpft, um eine Ausstellung mit Künstlern aus Neuss und kroatischen Kollegen aus Rijeka vorzubereiten – als Auftakt eines regelmäßigen Austauschs. Zu den kroatischen Künstlern zählt Slaven Tolj, auch künstlerischer Leiter des Kulturhauptstadtjahrs Rijeka 2020, ebenso wie Igor Eskinja, Nikola Ukic, Nemanja Cvijanović. Aus Neuss ist noch Vera Lossau dabei.
Viele Veranstaltungen wurden abgesagt. Wie haben Sie es geschafft, das Projekt in diesen Zeiten zu retten?
Richter: Die Ausstellung sollte in beiden Städten gezeigt werden, leider hat das in Neuss im April aufgrund der Pandemie nicht geklappt – aber soll es eine virtuelle Variante geben. In Rijeka wurden die Werke der sieben beteiligten Künstler in der städtischen Galerie Kortil ausgestellt, mit entsprechendem Sicherheitsaufwand. Für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es einen Katalog mit den Kunstwerken. Der Kunsthistoriker Vladimir Vidmar hat dafür erläuternde Texte geschrieben.
Um welche Art von Werken handelt es sich?
Richter: Verschiedene Genres – Fotografien, Gemälde und Bildhauerei, aber auch Installationen. Slaven Tolj zum Beispiel hat einen erzählerischen Stil in seinen Zeichnungen und Drucken. Nikola Ukic, der in Rijeka geboren ist und in Düsseldorf studiert hat, gestaltet Skulpturen mit dem Kunststoff Polyurethan. Meine Bilder zeigen die Grundrisse beider Städte, Ansiedlungen am Wasser, als einzelne Planeten, die für sich stehen. Aber die Kunst ist ja bekanntlich frei und die Werke müssen keinen Bezug zur Städtepartnerschaft haben.
Besteht denn die Partnerschaft zwischen den Künstlern weiter?
Richter: Der Austausch ist jetzt durch die Ausstellung gut eingeläutet. Wir wollen die kroatischen Künstler gern zu uns einladen und hoffen, dass es demnächst in Neuss ein Gastatelier geben wird.