Im Steeler Ruder-Verein e. V. kommen Leistungs- und Breitensportler auf ihre Kosten
Es war Gerichtsrat Dr. W. Ostermann, der 1904 Nägel mit Köpfen machte und 25 Herren mobilisierte, die an der Gründungsversammlung am 1. Juli dieses Jahres den Steeler Ruder-Verein gründeten. Als Platz für das zu bauende Bootshaus wurde das noch heute benutzte Grundstück ausgewählt, welches sich unmittelbar an der Kurt-Schumacher-Brücke befindet. Das Revier der Steeler Ruderer erstreckt sich über rund fünf Kilometer auf der Ruhr vom Spillenburg-Wehr bis Bochum-Dahlhausen.
Gesunder Generationensport
Heute zählt der Steeler Ruder-Verein e. V. 1904 rund 220 Mitglieder – das jüngste ist zweieinhalb und Enkel des Vorsitzenden Dirk Dunker, das älteste Mitglied ist Mitte achtzig. „Diese Bandbreite zeigt, dass Rudern ein generationenübergreifender Sport ist“, so der Vorsitzende und fügt hinzu, „ins Boot kommen Kinder allerdings erst zwischen 10 und 12 Jahren und dann müssen sie auch sichere Schwimmer sein“. Er erinnert sich noch gut an seinen ersten Kontakt zum Ruderclub. Damals, 1972, riet der Arzt zur Sportart Rudern, um das Lungenvolumen und den Brustkorb zu stärken. Für Dirk Dunker war es ein Glücksfall, denn hier hat er neben der sportlichen Betätigung viele Freunde gefunden, sie auch heute noch sein Leben begleiten. Schmunzelnd erzählt er, dass er bei einer Kinderregatta sogar einmal gegen Ansgar Wessling angetreten sei und den Kürzeren gezogen habe. Was den gesundheitlichen Aspekt betrifft, dieser geht weit über die Stärkung des Brustkorbs hinaus: Beim Rudern werden nahezu alle Muskeln und bis zu 80 Prozent der Skelettmuskulatur beansprucht. Insbesondere werden die Rücken-, Bein- und Armmuskeln gestärkt. Damit ist Rudern eine ideale Sportart, die bis ins hohe Alter fit hält. Petra Regiani, Ehefrau des Vorsitzenden und Sozialwartin des Vereins, bringt noch weitere Aspekte ins Spiel: „Die Verletzungsgefahr ist äußerst gering. Außerdem kann man den Sport sowohl alleine ausüben als auch in der Gruppe, was die Gemeinschaft und soziale Kompetenzen fördert.“ So hat der Verein vor fünf Jahren die Patenschaft für einen Flüchtling unternommen, der sich inzwischen gut eingelebt hat, und als Sozialwartin unternimmt die 59-Jährige beispielsweise mit den Senioren Ausflüge in Weingüter, nach Holland und vieles mehr.
Kult-Event Steeler Vierer-Cup
Der Steeler Vierer-Cup ist das große Ruderevent des Jahres, der vom Verein ausgerichtet wird. Er findet alljährlich im Sommer an der Ruhrpromenade mit großer After-Row-Party mit Musik und Feuerwerk statt und ist ein spaßiges Event für jedermann. Viele Vereine, Firmen und Freundeskreise steigen dafür gemeinsam ins Boot. In einem Turnierverfahren wird von je vier Mannschaften eine Strecke von 250 Metern zurückgelegt – spannende Kopf-an-Kopf-Rennen werden vom Ufer aus von Freunden und Zuschauern kräftig angefeuert und beklatscht. 2020 müsste das beliebte Kult-Event coronabedingt ausfallen. Jetzt hoffen die Organisatoren auf eine Durchführung 2021.
Rudern macht Spaß
Die Breitensportgruppe besteht aus Ruderern im Alter von 14 bis 75 Jahren. Bei ihnen steht eindeutig die Freude am Sport im Vordergrund, wobei auch hier an Regatten teilgenommen werden kann, wie die Pokale im Vereinsheim zeigen. Eine gute Möglichkeit, sich ans Rudern heranzutasten sind Schnuppertrainings, die der Verein mit geübten Trainern und großem Spaßfaktor anbietet. Über die Zeiten können sich Interessierte auf der Homepage informieren. Auch wer früher Rudersport betrieben hat und nach einer längeren Pause wieder einsteigen möchte, ist herzlich willkommen: Die bunt gemischte Breitensportguppe (ab 18 Jahren) vom Anfänger bis zum Wiedereinsteiger trifft sich zum Schnuppertraining immer mittwochs, 18.00 Uhr und samstags, 12.00 Uhr.
Siegertreppchen im Blick
Hanteltraining, Radfahren, Ergometer, Joggen und natürlich die Trainingseinheiten auf dem Wasser. So sieht das Trainingspensum der Leistungssportler aus, das von den Athleten über Jahre hinaus viel Disziplin und Kampfgeist einfordert. Je nach persönlichen Ambitionen und Leistungsstand, trainieren Jugendliche ab dem 15. Lebensjahr im Leistungssport-Team des Essener Ruder-Regatta Vereins (ERRV), dem neben sechs weiteren Essener Rudervereinen auch der Steeler Ruder-Verein angehört. Von rund 50 U17-Sportlern bereiten sich etwa zehn Jungen und Mädchen des Vereins im ERRV-Team jährlich auf die Deutschen Meisterschaften vor. Darüber hinaus locken Junioren-Weltmeisterschaften oder vielleicht sogar die Qualifizierung für die Olympischen Spiele. Volker Zimmnau kann exemplarisch als einer der Sportler genannt werden, auf die die Vereinsmitglieder stolz sind. Er wurde in den 1980er Jahren im A-Kader Vizeweltmeister. Heute repräsentieren junge Talente wie Emilia Gallinat und Yannik Sohns die Leistungssportler des Vereins.
Großer Zusammenhalt
Auch, wenn man es auf den ersten Blick nicht vermutet, die Boote der Leistungssportler sind ein teures Vergnügen. „Da kommen ganz schöne Summen zusammen“, weiß Dirk Dunker, „das ist ohne Sponsoren und Fördergelder nicht zu stemmen.“ Die teilweise Vermietung der Räumlichkeiten an einen Gastronomien– hier ist seit Mitte 2019 das Capobianco al Fiume beheimatet – spült ebefalls Geld in die Vereinskasse. Besonders stolz ist er auf die Vereinsräume im Obergeschoss mit Sauna, Umkleide und zwei Multifunktionsräumen mit Bar und großer Terrasse, die in einem top Zustand sind: „Den Umbau haben ohne jeglichen Zuschuss die Mitglieder finanziert und sich mit viel Eigenleistung eingebracht. Im Untergeschoss befinden sich der Fitnesskeller und der Bootsraum. Von der Sportstättenförderung NRW erhält der Verein im kommenden Jahr einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro für einen neuen Steg. Diesen können die Rudersportler gut gebrauchen, damit noch viele Jahre lang die Boote vom Steeler Ruder-Verein ins Wasser gelassen werden können. Weitere Informationen unter www.steeler-ruder-verein.de.