Tanzprojekt mit Schüler*innen und der MiR Dance Company
Dunkle Gedanken, welche immer mehr Raum einnehmen und alles andere überschatten – Das Stück „Nacht im Kopf“, welches unter der Leitung der MiR Dance Company am 27. Juni 2024 im Musiktheater im Revier aufgeführt wurde, gab Jugendlichen die Möglichkeit, Teil des Tanzprojekts „Move! 2024“ zu werden. Über 80 Schüler*innen setzen sich künstlerisch mit dem Thema Depression auseinander.
„Nacht im Kopf“ erzählt die Geschichte einer jungen Protagonistin, welche sich dem Kampf gegen ihre Ängste und Schuldgefühle stellt. Ihre Gedanken ziehen sie immer weiter in ein tiefes Loch voller Hoffnungslosigkeit und kein Ausweg ist mehr zu sehen. Gefangen in einem Kreislauf aus negativen Gedanken, versucht sie, einen Weg aus der Dunkelheit zu finden. Der Rückblick auf eine glückliche Kindheit scheint ihre letzte Rettung zu sein.
Zu Beginn der Gruppentherapie fällt es ihr jedoch schwer, sich den anderen Patient*innen gegenüber zu öffnen und ihnen ihr Vertrauen zu schenken. Doch mit Unterstützung einer einfühlsamen Therapeutin und der Kraft der Gemeinschaft beginnt sie, langsam Vertrauen in eine hoffnungsvollere Zukunft zu entwickeln. Sie lernt schrittweise den Umgang mit ihren eigenen Gefühlen und Gedanken. Der Weg dahin ist lang, denn ihre negativen Gedanken holen sie in alltägliche Situationen wie beim schulischen Leistungsdruck, bei der Unsicherheit in den sozialen Medien und bei der Angst über ihre beruflichen Zukunftsaussichten immer wieder ein.
Auch wenn die Einsamkeit in der Dunkelheit meistens größer scheint als die Aussicht einer helleren Zukunft, gewinnt die Protagonistin letztendlich an Zuversicht – ihr inneres, fröhliches Kind steht ihr als Motivation vor Augen.
„Nacht Im Kopf“ ist das Ergebnis intensiver Probearbeit:
Seit Oktober 2023 arbeiteten Jugendliche aus unterschiedlichen Schulen in Gelsenkirchen zusammen mit den Choreografinnen Marika Carena und Bianca Pulugan daran, ihre eigenen Erlebnisse und Gefühle in „Nacht im Kopf“ einzubringen. Das Projekt „Move!“ wurde als wöchentliches Fach in den Schulen eingeführt und die Schüler*innen probten ausdrucksvolle Tanzchoreografien ein. Sie verfassten außerdem die Texte zum Thema Depressionen für das Stück eigenständig, welche ebenso von ihnen für das Stück eingesprochen wurden.
„Move!“ brachte nicht nur Bewegung in den Schulalltag, sondern förderte auch das körperliche sowie geistige Bewusstsein, ihre Kreativität und stärkte ihr Selbstvertrauen.
Die jungen Darsteller*innen brachten die emotionale Tiefe der Thematik mit einer Intensität auf die Bühne, die einem den Atem raubte. Bemerkenswert waren die präzisen und fließenden Bewegungen der Darsteller*innen sowie die raffinierten Soundtracks und das gesamte Bühnenbild, die dem Stück eine gefühlvolle Atmosphäre verliehen. Jung und Alt wurde die Möglichkeit geschenkt, die eigenen Gefühle und Erlebnisse wiederzukennen und während dem Stück zu reflektieren. Vor allem unter den jungen Zuschauer*innen bestand seit der Corona-Pandemie sicherlich der Wunsch, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.
Besonders beeindruckend war, wie das Ensemble mit einem unvorhergesehenen Notfall im Publikum während der Aufführung umging. Nach einer kurzen Unterbrechung und der Versorgung der Betroffenen entschieden sich die Darsteller*innen, die Szene erneut von Anfang an zu spielen. Dabei zeigten sie eine beeindruckende Professionalität: Die Wiederholung der Szene verlief nicht nur reibungslos und ohne Fehler, sondern zeigte auch, wie perfekt einstudiert jegliche Bewegungen waren: Es war kein einziger Unterschied zur ersten Performance zu sehen. Dieser Vorfall zeigte deutlich, wie ausführlich sich die jungen Darsteller*innen auf ihre Rollen vorbereitet hatten und wie fokussiert, konzentriert und diszipliniert sie während der gesamten Vorstellung bei der Sache waren.
Weitere Informationen unter: https://musiktheater-im-revier.de/de/performance/2023-24/move-2024