Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel ist Fachärztin für Orthopädie, Sportmedizin, Chirotherapie sowie Osteologin DVO (Dachverband Osteologie) in der Praxis „Orthopädie im Reichsgraf“, Coburg. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sind die Osteologie sowie die konservative Orthopädie (www.orthopaedie-coburg.de). Die erfahrene Ärztin teilt ihre Erfahrungen, wie Patient:innen im Alltag Rückenorthesen in der Osteoporose-Therapie nutzen.
Sechs Fragen an Dr. med. Ortrun Stenglein-Gröschel
1. Wie lange sind Sie bereits als Orthopädin und Osteologin DVO tätig?
„Ich bin seit 1994 als Orthopädin tätig sowie seit 2007 als Osteologin DVO. Seit 2009 biete ich meinen Patient:innen ein ambulantes osteologisches Schwerpunktzentrum DVO in meinen Praxisräumen in Coburg.“
2. Wie therapietreu sind Ihre Patient:innen, die eine verordnete Rückenorthese tragen?
„Wenn die Indikation stimmt und wenn sie gut angepasst ist, ist eine Rückenorthese für die Patient:innen oft der Weg zurück ins normale Leben mit Aktivität ohne Schmerzen. Dann sind die Patient:innen sehr therapietreu. Dabei ist eine ärztliche Kontrolle des Sitzes der Orthese durch den:die verordnende:n Ärzt:in sehr wichtig.“

3. Wie erleben Sie die Wirkung auf die Lebensqualität Ihrer Patient:innen?
„Eine gut sitzende Orthese gibt verloren gegangene Sicherheit zurück durch Stabilität bei gleichzeitiger Schmerzreduzierung. Patient:innen können wieder in ihren Alltag zurück, sie empfinden Unterstützung und Halt, verlieren ihre Angst und trauen sich wieder etwas zu. Das ist auch ein relevantes psychisches Momentum! Eine meiner Patient:innen mit multiplen Wirbelbrüchen umarmte mich sogar, weil sie so dankbar für die Orthese war.“
4. Welche Faktoren fördern die konsequente Nutzung einer Rückenorthese im Alltag?
„Das A und O ist die richtige Auswahl der Orthese und der korrekte Sitz, dieser sollte auch immer kontrolliert werden. Wenn die Patient:innen den positiven Effekt auf die Wirbelsäule durch Stütze und Schmerzreduzierung erfahren, nutzen sie die Orthese konsequent.“
5. Welche Rolle spielen das ärztliche Gespräch sowie Aufklärung im Fachhandel oder Informationen des Herstellers, um Vorurteile abzubauen und den Nutzen der Rückenorthese zu vermitteln?
„Das ärztliche Wissen sollte die unterschiedlichen Wirkungen der Orthesen umfassen. So kann für jede:n Patient:in die richtige und passende Orthese gewählt werden. Ich zeige meinen Patient:innen Abbildungen und überzeuge sie von der Wirkung bei sachgemäßem Gebrauch. Im Gespräch mit den Patient:innen und den Angehörigen vermittle ich die Notwendigkeit für die Orthese und mache ihnen Mut. Ein:e gut aufgeklärte:r Patient:in kann mit Zuversicht die Praxis verlassen und wird eine gute Mitarbeit zeigen.“
6. Welchen Rat geben Sie Menschen, die Sorge haben, selbst von Osteoporose betroffen zu sein?
„Osteoporose kann schmerzfrei diagnostiziert und behandelt werden. Ich empfehle allen ab dem 50. Lebensjahr eine Risikoanalyse und eine Messung der Knochendichte sowie eine Laboruntersuchung. Damit können alle Unklarheiten ausgeräumt und im nötigen Fall eine Behandlung eingeleitet werden. Was wir alle brauchen, ist eine kalziumreiche Ernährung und die Substitution von Vitamin D, verbunden mit sportlicher Betätigung!“