Im Oktober starten gleich drei neue Ausstellungen im von der Heydt-Museum.
Markus Karstieß. Freundschaftsanfrage No. 3 11. Oktober 2025 – 8. Februar 2026
Die dritte „Freundschaftsanfrage“ des Von der Heydt-Museums richtet sich an den Bildhauer Markus Karstieß, der sich konsequent und innovativ dem archai- schen Werkstoff Keramik widmet und ihm zeitgenössische Aktualität verleiht. Seine teils großformatigen Skulpturen sind zugleich glamourös und rätselhaft. Die schillernden Lasuren der Oberflächen wirken malerisch, die Formen sind ei- genwillig und teilweise verstörend. Sie changieren zwischen Mensch und Fabel- wesen, zwischen Figuration und Abstraktion.
Die „Freundschaftsanfrage“, eine Ausstellungsreihe, in der das Von der Heydt- Museum renommierte zeitgenössische Künstler*innen einlädt, sich mit den reich- haltigen Beständen des Hauses auseinanderzusetzen, nutzt Markus Karstieß zur Selbstbefragung. Seine Werke treten in unmittelbaren Austausch mit den be- rühmten Hauptwerken aus der Sammlung zur Kunst der Klassischen Moderne. Karstieß ́ Auswahl orientiert sich weniger an einer bestimmten Formensprache, an Epochen oder Kunstrichtungen. Vielmehr wählt er als Gegenüber für seine ungewöhnliche Inszenierung Werke, die ihn selbst berühren und in denen er Pa- rallelen im künstlerischen Ansatz erkennt. Überraschend dabei ist, dass er viele Anknüpfungspunkte in der Malerei, etwa bei Edvard Munch und Paula Moder- sohn-Becker, findet.
Markus Karstieß wurde 1971 in Haan geboren und hat an der Düsseldorfer Kun- stakademie in der Klasse von Jannis Kounellis studiert. Er hatte Einzel- und Grup- penausstellungen in Museen im In- und Ausland. Seit 2017 leitet er die Klasse Freie Kunst Keramik am Institut für Künstlerische Keramik und Glas der Hoch- schule Koblenz. Als Kurator ist er in zahlreiche Ausstellungsprojekte involviert.
Guido Jendritzko zum 100. Geburtstag 11. Oktober 2025 – 8. Februar 2026
Vom Bildhauer zum Konzeptkünstler: Das Von der Heydt-Museum ehrt Guido Jendritzko (1925 Kirchhain/Niederlausitz – 2009 Wuppertal) anlässlich seines 100. Geburtstags mit einer Ausstellung. Sie gibt Einblick in das umfangreiche und vielseitige Werk des in Brandenburg geborenen und in Berlin ausgebildeten Künstlers und documenta-Teilnehmers. Es reicht von frühen Skulpturen und Grafiken über seine Aktions- und Performancekunst der 1970er Jahre sowie Fo- toarbeiten der 1980er Jahre bis zu seinen späten seriellen Arbeiten.
Die Ausstellung verdeutlicht, wie Jendritzko seine Arbeitsweise ab den frühen 1970er Jahren radikal änderte. Er schuf das Genre der „Intimperformance“, das sich um das Verhältnis Mann – Frau drehte. Ab den 1980er Jahren konzentriert sich Jendritzko auf die Fotografie. Groß angelegte Fotoinstallationen thematisie- ren die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt.
Jendritzko entwickelte sich von einem klassischen abstrakten Bildhauer zum zeit- kritischen und kulturpolitisch interessierten Konzeptkünstler. Ende der 1960er Jahre beteiligte er sich aktiv an den Wuppertaler Diskussionen rund um einen Museumsneubau. Auch das ist Teil seiner Kunstpraxis.
Heute gehören acht Skulpturen, zahlreiche Tuschezeichnungen und ein umfang- reiches Konvolut an Arbeiten mit Fotografie zur Sammlung des Von der Heydt- Museums in Wuppertal, wo er ab 1964 lebte und an der Werkkunstschule lehrte. Ergänzt wird die Schau durch zahlreiche Werke aus dem Nachlass, die bisher noch nicht zu sehen waren.
Sein Werk befindet sich teils in Museen, teils im öffentlichen Raum. In Wupper- tal bekannt ist beispielsweise Jendritzkos zwei Meter hohe Bronzeplastik vor der Grundschule Krupp-/Siemensstr. Es ist eine von drei Plastiken, mit der er 1959 auf der documenta II in Kassel vertreten war. Jendritzko studierte von 1950 bis 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Berlin und war Meisterschüler von Karl Hartung. 1957 war er Stipendiat des „Kulturkreises der deutschen Wirt- schaft“, 1960 wurde er mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet. Bis 1990 lehrte er an der Werkkunstschule Wuppertal, die 1972 in die Gesamthochschule Wup- pertal, später Bergische Universität, einging, als Professor für Freie Plastik.
Dieter Krieg-Preis: Jaana Caspary 11. Oktober 2025 – 8. Februar 2026
Der Dieter Krieg-Preis „Allen Malern herzlichen Dank“ geht 2025 an das Von der Heydt-Museum, das damit ein Werk von Jaana Caspary (*1988) erwerben kann. Der Neuzugang wird mit einer Ausstellung gefeiert, die einen Einblick in die Ar- beit der Wuppertaler Bildhauerin gibt. Verliehen wird die Auszeichnung von der im Jahr 2004 in München begründeten Stiftung Dieter Krieg, die sich der Wah- rung und Vermittlung des Werks des renommierten deutschen Malers widmet (1937–2005).
Jaana Casparys Werke orientieren sich am realen Gegenstand. Abformungen von banalen Objekten des Massenkonsums mit elaborierten Grundformen bilden die Grundlage ihrer Skulpturen, die deren ursprüngliche Form nur noch erahnen las- sen. Sie formt den realen Gegenstand ab und überträgt ihn in ein anderes Mate- rial, vervielfältig seine Grundform, spiegelt diese oder ändert die Perspektive. So wird das Objekt aus seinem Funktionszusammenhang gelöst und als abstrakt ge- lesen. Jaana Caspary demonstriert das skulpturale Potenzial, das in den Formen, die uns so bekannt sind, steckt. In ihrer Herangehensweise greift sie Traditionen der modernen Skulptur auf und überführt sie in die Gegenwart.
In der Ausstellung im Von der Heydt-Museum wird neben dem Neuzugang zur Sammlung eine facettenreiche Auswahl von teils großformatigen Skulpturen und Wandreliefs neben kleineren Formaten präsentiert. Hierbei wird es sich vor allem um ganz aktuelle Werke der Künstlerin handeln. Mit „Malsch Wanne“ (1970) – eine Gemälde-Serie von Dieter Krieg, aus der das Von der Heydt-Museum eines besitzt – wird eine inhaltliche Verbindung der beiden Künstler:innen hergestellt. Auch Dieter Krieg erfindet im Werk „Malsch Wanne“ eine Form, erweckt jedoch den Anschein, als handele es sich um ein real funktionierendes Objekt.
Jaana Caspary wurde 1988 in Wuppertal geboren und arbeitete während Ausbil- dung und Studium als Assistenz im Atelier von Tony Cragg. 2014 machte sie ihren Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf in der Bildhauerklasse von Prof. Di- dier Vermeiren. Seitdem hatte sie zahlreiche Gruppen- sowie Einzelausstellungen, zuletzt im Jahr 2023 im Skulpturenpark Waldfrieden, dem Kunstverein Schwä- bisch Hall und 2025 in der Galerie der Stadt Lüdenscheid. 2024 erhielt sie den „Artima“-Förderpreis der Art Karlsruhe.