Dortmund. Der an Anaphylaxie leidende Thorsten Habel kämpft seit Jahren mit unberechenbaren und lebensbedrohlichen Allergieschocks und lebt dadurch in ständiger Angst. Nur seine Assistenzhündin Hanni ist in der Lage ihn früh genug zu warnen – wenn er sie doch nur überall hin mitnehmen dürfte.
Thorsten Habel, genannt „Toto“, leidet an Anaphylaxie. Einer schweren Erkrankung, die akute allergische Schocks auslöst, bei denen ihm Hals, Zunge und Lippen anschwellen. Bis heute ist unklar, was diese Schocks auslöst. Doch das gefährlichste an der Krankheit: die allergischen Reaktionen kommen meist in der Nacht. Dann muss schnell gehandelt werden, denn die Krankheit wird schnell lebensbedrohlich. Nach etlichen Krankenhausaufenthalten konnten die Ärzte ein Notfall-Medikament für den 47-jährigen finden.
Im Alltag stark eingeschränkt
Toto ist als Kundenberater im Einsatz. Doch nach einem allergischen Schock ist an Arbeit nicht mehr zu denken. Denn im Notfall muss sich der Dortmunder Adrenalin spritzen sowie Cortison trinken. Danach ist der Schock zwar überstanden, doch der Körper stark beeinträchtigt. Über seinen Arbeitgeber wurde Toto auf das Thema Assistenzhund aufmerksam, fing an sich über das Thema bei Krankenkassen und Vereinen zu informieren und traf nach langer Suche auf Hanni.
Hanni, Retterin in der Not
Die ursprünglich als Blindenführerin ausgebildete Hündin und Toto hatten sofort eine Verbindung. Das Training als medizinische Assistenzhündin konnte beginnen – Hanni lernt die drohenden Allergieschocks früh zu erkennen und Toto zu warnen, selbst in der Nacht. Durch Duftstoffe, die Totos Körper vor einem Schock ausstößt weiß Hanni, wann sie ihm seine Notfallmedikamente bringen muss.
Seit nun mehr als vier Jahren ist das Leben in ständiger Angst vorbei, seitdem erforderter kein Schock mehr die Hilfe von Dritten oder eine Notarztbehandlung. An einen Alltag ohne Hanni ist nicht mehr zu denken. Toto kann sich zu einhundert Prozent auf die Hündin verlassen.
Kampf für Anerkennung und Zutrittsrechte
Als medizinischer Assistenzhund muss die sechsjährige Hündin natürlich ständig an Totos Seite, auch auf Reisen, in Restaurants oder im Supermarkt. Doch nicht überall sind Hunde erlaubt – auch Therapiehunde nicht. Daher setzt sich Toto für Zugangsrechte zu Supermärkten, Restaurants oder Arztpraxen für Assistenzhunde ein. Mit Erfolg, denn seine Kampagne: „Assistenzhunde Willkommen“, welche u.a. vom Bundesministerium für Soziales gefördert wird, erlangte bereits einige mediale Aufmerksamkeit.
Auch für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse kämpft Toto. Zwar sendete ihm seine Krankenkasse eine Liste von Hundeschulen, doch für Hannis Ausbildung musste er selbst tief in die Tasche greifen. Die Kosten für die Ausbildung betrugen satte 13.000 Euro und Toto musste bis heute ganz ohne Zuschüsse seiner Krankenkasse auskommen.
Reichweitenstarkes Team
Um das Thema Assistenzhund weiter bekannt zu machen, gründete Toto vor über einem Jahr die Instagram Seite: assistenzhund.hanni und ahnte nicht was er damit lostrat. Die Followerzahlen gingen durch die Decke und mittlerweile zeigen über 12 Tausend Menschen Interessen und Unterstützung. Mit dem Account möchte Toto Aufklärung betreiben und zeigen, was es heißt, mit einem Assistenzhund zu leben und welche Möglichkeiten sich dadurch eröffnen. Denn schon lange ist Hanni für Toto nicht mehr nur eine Therapiehündin, sondern vielmehr eine Freundin fürs Leben geworden.
Text: Mona Belinskiy